„Also ich habe hier meinen rosa Teppich und ganz viele Kissen. Hier ein paar Bilder. Oh und da drüben so einen großen weichen Teddy, den mein Freund auf der Kirmes für mich gewonnen hat. Ich weiß, das ist echt kitschig und ich bin ja auch schon 27, aber man ist doch nie zu alt für ein bisschen Kitsch oder? Am liebsten würde ich ja für immer sechzehn bleiben, jung und unschuldig, hihi. Und einfach keine Verantwortung übernehmen müssen. Diesen ganzen Steuerkram gebe ich auch immer an meinen Papa weiter, aber sag’s keinem. Die von der Arbeit denken, ich kenne mich damit aus.
Nun ja auf jeden Fall geht‘s mir hier richtig gut und ich bin echt verliebt in alles. Vor allem in meinen Spiegel, schau, da hinter dir, da hängt mein Spiegel. Oder vielleicht auch ein bisschen in mein Spiegelbild, hihi. Ne das war nur ein Witz, aber wenn man ganz ehrlich ist, ich gehöre schon zu den Leuten, die irgendwie gute Gene haben. Ich kann echt essen, was ich will und nehme einfach nicht zu!
Was könnte ich dir noch zeigen.. ach ja, die Fotos da am Kühlschrank, die sind auch alle aus meiner Perspektive geschossen. Ich hab schon oft mal wem anders die Kamera in die Hand gedrückt, aber ganz ehrlich, bei mir sieht’s dann doch immer am besten aus.
Oh du fragst nach der Musik? Die Playlist, die du da im Hintergrund laufen hörst, die habe ich selbst zusammengestellt. Ist bestimmt schon acht Jahre alt. Was mir einmal gefällt, das ändert sich auch nicht mehr so schnell. Die Musik von früher die war auch einfach besser. Noch so richtig echt. Früher war irgendwie alles besser.

Und so schnell kommt hier auch niemand Neues rein. Die Welt, die mir so zugeflogen ist, weil ich Glück hatte, in einem reichen Land geboren zu sein, die nimmt mir keiner mehr. Da können die mit Spritzen, Gendersternchen oder Umwelt kommen. Ich werde trotzdem noch nach Barcelona fliegen. Und die Rouladen von Oma esse ich auch weiter. Ob jetzt eine Person mehr oder weniger aufhört Fleisch zu essen, darauf kommt es auch nicht mehr an. Die Blase in der ich hier lebe, die platzt nicht einfach so. Da muss schon echt viel passieren, dass ich von meinen gemütlichen Gewohnheiten loskomme und mir andere Meinungen anhöre.“